Der Vertikutierer (geliehen von einer netten Nachbarin) funktionierte ca. 10 min gut, drehte dann plötzlich hoch und schaltete sich selbst aus.
Er lief danach immer nur kurz an und schaltete sich selbst ab. |
Nach dem Abschrauben und Abheben des Deckels war der Grund für den Ausfall deutlich zu sehen. Alle Lüftungsöffnungen waren mit Heu und Schmutz zugesetzt, sodass der Motor kaum noch Kühlluft bekam. Wir konnten also von einer Überhitzung ausgehen.
Meiner Meinung nach ist es eine Fehlkonstruktion, dass die Kühlluft für den Motor dort eingezogen wird, wo der meiste Dreck anfällt. Es ist kein Wunder, dass es so sehr verstopft. Da hilft auch das große Kunststoffgeflecht als "Luftfilter" nicht, es war einfach zugesetzt. |
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Nach einer Grobreinigung habe ich das Gerät nochmal angeschaltet und bin sehr erschrocken. So ein Bürstenfeuer habe ich an Motorkohlen noch nicht gesehen! Nach ein paar Sekunden schaltete der Überstromschalter ab. | |||
Zur Untersuchung baute ich die Motoreinheit aus. | |||
Das Antiebsritzel hielt ich mit einer Zange gegen, der Lappen schützte den Riemen und so konnte ich die Mutter lösen und das Ritzel abziehen. | |||
Das Lüfterrad ließ sich gut mithilfe von 2 Zangen abhebeln. | |||
Die 2 langen Motorschrauben herausdrehen und dann kann man den Motor aus der Halterung nehmen und Rotor und Stator trennen. | |||
Der Kommutator sah nicht gut aus, völlig mit Kohlenabrieb verschmiert und verbruzelt. | |||
Mit den "Hausmitteln" Bohrmaschine, Holzlatte und Schleifpapier versuchte ich den Kommutator wieder blank zu putzen und für besseren Kontakt zu sorgen. | |||
Das Ergebnis sah nicht schlecht aus.
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Mit dem Cutter-Messer kratzte ich noch die Kommutatorrillen frei, damit die Isolation zwischen den einzelnen Kontakten gegeben ist. | |||
Dann alles nochmal sanft mit Schmirgelpapier blank putzen, damit auch feine Kratzer (durchs Auskratzen passiert) geglättet werden. | |||
Neue Kohlen habe ich dem Motor auch spendiert, die alten waren schon abgenutzt und durch die Hitzeentwicklung vielleicht beschädigt. | |||
Zum Wechseln der Kohlen die kleine Federzunge reindrücken und die Kabellasche herausziehen, dann kann die Kohle an der Feder herausgezogen werden. | |||
Nun habe ich alles wieder in umgekehrter Reihenfolge zusammengebaut und habe das Gerät an meinem Labornetzteil (in der Lehrzeit selbst gebaut!) mit 25 V laufen lassen, um die Kohlen langsam einzufahren.
Bis dahin lief alles gut. Dann kam der Live-Test an Netzspannung und da gab es wieder das wahnsinnige Bürstenfeuer und nach wenigen Sekunden löste der Überstromschalter aus. Die gemessene Stromaufnahme lag bei 16 A! Alles umsonst??? |
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Um es kurz zu machen: ich habe dann nochmal alles zerlegt und den Kommutator auf einer Drehbank abgedreht, weil ich von Unebenheiten ausging, die dafür sorgten, dass die Kohlen "flatterten". Dann noch die Kommutatorrillen freikratzen und alles wieder zusammenbauen.
Leider hat auch das nichts genützt, der Motor drehte danach genauso hoch! Mit meinem Latein am Ende habe ich dann über ein Kleinanzeigenportal im Internet einen Ersatzmotor für diesen Vertikutierer gekauft und eingebaut. Damit funktionierte das Gerät wieder. Es war leider nicht herauszufinden, was genau beschädigt war. Die Statorwicklung? Die Rotorwicklungen? Vergleichsmessungen des Widerstands mit dem Ersatzmotor zeigten keinen Unterschied. Es müssen sich dynamische Werte derart verschlechtert haben, dass der alte Motor nicht mehr funktionierte. |
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Erik Schanze, 2021-06-03